Muss Literatur gedruckt sein? Haben Worte nicht ein eigenständiges Leben und einen eigenständigen Wert, auch ohne Druckerschwärze?
Meine erste Lesung eigener Texte hatte ich 1994 in einem Antiquariat in Friedrichsdorf/Ts. Viele folgten, immer in kleinem Rahmen. Der kleine Rahmen ist mir wichtig. Er bedeutet Kontakt zum Publikum, Gespräche, Diskussionen.
Mein erstes Gedicht habe ich vor 70 Jahren geschrieben, aber erst anlässlich der Lesung in Friedrichsdorf hatte ich die Idee, eine kleine Broschüre zu erstellen. Ich nannte sie „Quappiges – Allererste Erstausgabe“. Thema waren Kaulquappen, nichts als Kaulquappen, damals dreißig an der Zahl. Das Textheft war selbstgedruckt, selbstgebastelt, mit Lochung und Kordelheftung. Zwei Jahre später folgte eine Erweiterung um weitere dreißig Quappen und es folgten weitere Textsammlungen, die jeweils bei Lesungen gekauft werden konnten.
In meinem persönlichen Umfeld konnte ich seit langem feststellen, dass Lesen nicht gerade modern ist. Deshalb habe ich zwar ab und zu an Veröffentlichen gedacht, die Idee aber immer wieder verworfen. Nun ist in Frankfurt mal wieder Buchmesse und mal wieder frage ich mich: „Buch oder nicht Buch?“
Es ist ja kein Problem, für einen gedruckten Text eine ISBN-Nummer zu bekommen, damit dieser Text höchst offiziell „veröffentlicht“ ist. Die Formalitäten sind wohl überschaubar. Aber wozu, wenn ich meine Kaulquappen doch viel lieber mündlich in die Welt schicke?
Nein, mein Horizont beschränkt sich nicht nur auf Tümpel und ihre Bewohner. Die Liste meiner Broschüren sieht so aus, bzw. sah so aus – nicht mehr alle sind vorrätig:
August 2010: Fahr nicht nach Moskau! – Texte und Fotos
Das Persönchen – Memoiren einer Vierjährigen
Dreierleiquapp – Kaulquappengedichte Hochdeutsch, Frankfurterisch, Kahlgründerisch
Ein MUSENKUSS für Frankfurt – Texte und Fotos (z.T. digital bearbeitet)
Frankforter Quäppcher – Texte und Fotos
Gääl, gree un bloo – Texte
Gereimtes und Ungereimtes – Texte
Kahlgrund alte Heimat – neue Heimat – Texte
Kahlquappen – Kaulquappengedichte in Kahlgründer Mundart
Mein Berlin – Texte
Quand il pleut à Cherbourg – Chansontext mit Fotos
Quappiges – „Allererste Erstausgabe“ von 1994
Quapp Total – Texte, Titelbild von K. Zwintzscher
Von allerlei Gewässern und allerlei Getier – Texte
Zahn der Zeit – Texte und Fotos
Zwischen Frankfurt und Mainhattan – Texte
Zwischen Frankfurt und Mainhattan – Texte und Fotos
Ich werde die Buchmesse besuchen und sehen, ob ich dort Anregungen finde, oder vielleicht sogar Lösungen. Vorerst gilt noch „Buch oder nicht Buch?“
Update:
Bei einer Führung auf der Buchmesse habe ich erfahren, dass all meine bisher erstellten Broschüren bereits als Veröffentlichungen zählen!
(Allerdings habe ich immer noch den Eindruck, dass man erst für voll genommen wird, wenn man mit ISBN-Nummer veröffentlicht.)
Einen Überblick über meine bisherigen Lesungen gibt es auf der Seite „Lesungen / Chansons“
https://musenkuss.de/category/lesungen-chansonvortraege/